Belichtungsmessung: Die 4 Techniken deiner Kamera

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Belichtungsmessung – was ist das eigentlich und warum ist es so wichtig? Wenn du kürzlich in eine moderne Digitalkamera investiert hast, wirst du feststellen, dass sie zahlreiche Optionen bietet, um die Belichtung deiner Aufnahmen zu perfektionieren. Dabei geht es darum, wie die Kamera das Licht in einem bestimmten Bereich oder in der gesamten Szene interpretiert. Hier möchte ich dir die vier zentralen Methoden vorstellen und Tipps geben, wie du die Belichtungsmessung am besten anwendest.

Belichtungsmessung: Was ist das und wie funktioniert es

Die Belichtungsmessung ist ein zentrales Element in der Fotografie. Sie nutzt die detektierte Lichtmenge und den eingestellten ISO-Wert, um zwei essenzielle Parameter für ein perfekt belichtetes Bild zu bestimmen: die Verschlusszeit und die Blendenöffnung. Früher, in der Zeit der analogen Kameras, waren unsere Geräte nicht mit einem integrierten Belichtungsmesser oder Lichtsensor ausgestattet. Damals mussten Fotografen auf externe Handbelichtungsmesser zurückgreifen, um die ideale Lichtsituation zu ermitteln und so das perfekte Bild zu schießen.

Da Bilder damals auf Filmrollen festgehalten wurden, gab es keine sofortige Vorschau, wie wir sie heute kennen. Das bedeutete, Fotografen konnten ihre Aufnahmen nicht direkt nach dem Auslösen überprüfen. Diese Situation verlangte von dir, dein ganzes Vertrauen in deinen Belichtungsmesser und die eigene Erfahrung zu setzen. Einige der beeindruckendsten Bilder der Geschichte wurden mit dieser Methode aufgenommen, und sie zeigt, wie entscheidend das richtige Werkzeug in Kombination mit dem Können des Fotografen sein kann.

Wenn du heute mit einer modernen Kamera im manuellen Modus arbeitest, kannst du den Prozess der Belichtungsmessung in Echtzeit erleben. Schau durch den Sucher, und du wirst am unteren Rand ein Balkendiagramm bemerken, das die aktuelle Belichtungssituation anzeigt. Dieser Balken zeigt an, ob dein Bild über- oder unterbelichtet sein könnte, und hilft dir, die perfekte Einstellung zu finden. Es ist faszinierend zu sehen, wie Technologie und Handwerk zusammenkommen, um Fotografen bei der Aufnahme des perfekten Bildes zu unterstützen.

Die 4 unterschiedlichen Messmethoden

Wenn du als Fotograf durchstarten möchtest, ist es essenziell, die verschiedenen Spielarten des Lichts und ihre Quellen zu verstehen. Tauche tief ein in die Welt der Lichtarten und ihre spezifischen Eigenschaften – dies wird dir ein solides Fundament für deine Fotografie bieten. Es ist wie ein kleiner Schatz, den du stets in deinem mentalen Rucksack bei dir trägst. In der modernen Fotografie sind besonders die folgenden vier Messmethoden von zentraler Bedeutung:

  1. Mehrfeldmessung (oft auch als Matrix- oder Evaluative-Messung bezeichnet)
  2. Spotmessung, ideal für punktgenaue Belichtungsinformationen
  3. Selektivmessung, um gezielte Bereiche besonders hervorzuheben
  4. Mittenbetonte Messung, die das Zentrum des Bildes besonders betont

Indem du diese Messmethoden meisterst und sie je nach Situation gekonnt einsetzt, wird die Qualität deiner Bilder enorm profitieren.

Mehrfeldmessung

Bei der Mehrfeldmessung teilt die Kamera das gesamte Bild in verschiedene Abschnitte oder „Zonen“. Jede dieser Zonen wird individuell auf ihre Lichtverhältnisse, von sehr hell bis sehr dunkel, hin analysiert. Es gibt diverse Faktoren, wie Farbtemperatur, Entfernung zum Motiv, Reflexionen und mehr, die die Messung beeinflussen. Doch ein Schlüsselfaktor, der hier oft ins Spiel kommt, ist der gewählte Fokuspunkt der Kamera. Nachdem alle Zonen analysiert wurden, wertet die Kamera aus, welche Bereiche für das Gesamtbild am wichtigsten sind und gibt diesen Zonen eine höhere Priorität.

In vielen Kameras, wahrscheinlich auch in deiner, ist die Mehrfeldmessung standardmäßig als Voreinstellung gewählt.

Es wäre ratsam, diesen Modus für einen Großteil deiner fotografischen Arbeiten zu nutzen, denn er erweist sich oft als äußerst zuverlässig, um die ideale Belichtung zu finden. Tatsächlich ziehe ich diesen Modus oft vor, vor allem in der Landschaftsfotografie

Spotmessung

Die Spotmessung konzentriert sich gezielt auf das Licht rund um deinen ausgewählten Fokuspunkt und blendet den Rest des Bildes aus. Diese Technik ist gerade für spezielle Motive, wie beispielsweise Menschen, überaus hilfreich. Gerade weil sie oft nur einen kleinen Bildausschnitt ausfüllen, möchte ich sicherstellen, dass genau dieser Bereich optimal belichtet ist. So kann ich den Menschen im perfektem Licht darstellen, unabhängig davon, wie der Hintergrund gerade beschaffen ist. Wenn Du zum Beispiel auf die Drittelregel beim Bildaufbau achtest, ist das von Vorteil. Das Besondere an der Spotmessung ist, dass sie sich an den gesetzten Fokuspunkt anpasst. Das heißt, selbst wenn der Mensch am Bildrand posiert, wird er immer im richtigen Licht erscheinen.

Ein faszinierender Anwendungsfall für die Spotmessung ist das Aufnehmen von Portraits im Gegenlicht. Wenn die Sonne oder eine Lichtquelle direkt hinter deinem Modell steht, entsteht eine leuchtende „Lichtkrone“ um dessen Silhouette. Dies betont die feinen Konturen und verleiht dem Bild eine traumhafte Atmosphäre. Dieser Effekt erzeugt ein Gefühl von Magie und Zerbrechlichkeit, als wäre das Modell in einem perfekten Moment eingefangen worden.

Mit Gegenlicht und der richtigen Belichtungsmessung bleibt das Gesicht des Modells klar erkennbar, wobei Highlights und Schatten ausbalanciert sind. Die richtige Nutzung der Spotmessung kann den Unterschied zwischen einem durchschnittlichen und einem beeindruckenden Foto ausmachen. Besonders in den goldenen Stunden des Tages, wenn das Licht warm und golden ist, ermöglicht diese Technik beeindruckende, emotionale Portraits im Gegenlicht.

Selektivmessung

Die Selektivmessung ist in ihrer Arbeitsweise der Spotmessung recht ähnlich, aber sie erfasst ein etwas größeres Areal. Sie konzentriert sich auf eine runde Zone, die sich um die Mitte des Suchers zentriert und sich kreisförmig bis zu den nächstgelegenen oberen und unteren AF-Punkten erstreckt. Auf diese Weise nimmt sie etwa 10% bis 15% des gesamten Sucherfeldes in Anspruch.

Dies ist besonders nützlich, wenn man eine genauere Belichtungsmessung von einem bestimmten Objekt oder Bereich wünscht, aber gleichzeitig ein wenig Spielraum in der Umgebung des Fokuspunkts haben möchte. Im Gegensatz zur strengen Präzision der Spotmessung gibt die Selektivmessung dir etwas mehr Flexibilität, ohne den Rest des Bildes völlig zu ignorieren. Sie ist ideal für Szenen, in denen du ein bestimmtes Element im Bild hervorheben möchtest, aber dennoch Informationen aus seiner unmittelbaren Umgebung benötigst, um die bestmögliche Belichtung zu erzielen.

Mittenbetonte Belichtungsmessung

Es gibt Situationen, in denen es wenig sinnvoll ist, die Belichtung anhand des gesamten Bildes zu bestimmen. Stell dir vor, du möchtest ein Porträt einer Person aufnehmen, die sich direkt vor der Sonne befindet. In solchen Fällen ist die mittenbetonte Messung eine ausgezeichnete Wahl. Diese Methode konzentriert sich auf das Licht im zentralen Bereich des Bildes und blendet die Ränder weitgehend aus. Anders als bei der Mehrfeldmessung, die verschiedene Zonen im Bild auswertet, nimmt die mittenbetonte Messung lediglich den zentralen Bereich in den Blick.

Setze diesen Modus ein, wenn das Hauptmotiv im Mittelpunkt des Bildes stehen sollte. Er ist ideal für Detailaufnahmen und größere Motive, die zentral im Bild positioniert sind. Wenn du beispielsweise eine kleine Gruppe gegen die Sonne fotografierst, wird mit dieser Messmethode sichergestellt, dass die Personen optimal belichtet sind, auch wenn der restliche Bereich des Fotos überbelichtet erscheinen könnte.

Wenn die Belichtungsmessung nicht mitspielt: Typische Fehlerquellen

Die Belichtungsmessung ist im Allgemeinen zuverlässig, solange die Lichtverhältnisse im gesamten Bildfeld ziemlich konstant sind. Schwierigkeiten treten jedoch auf, wenn sich im Bild Objekte mit stark variierenden Helligkeiten befinden. Ein simples Beispiel: Fotografierst du einen wolkenlosen, blauen Himmel, dann erzielst du in der Regel eine akkurate Belichtung, da das gesamte Bild aus einer Lichtquelle besteht. Fügst du jedoch ein paar Wolken hinzu, steht deine Kamera vor einer größeren Herausforderung. Sie muss jetzt die Leuchtkraft des Himmels gegen die der Wolken abwägen und die bestmögliche Belichtung errechnen.

Dies könnte dazu führen, dass deine Kamera versucht, den Himmel ein wenig aufzuhellen, damit die Wolken nicht überstrahlen. Aber was geschieht, wenn noch ein dunkler Berg im Bild auftaucht? Plötzlich steht die Kamera vor der Aufgabe, ein ausgewogenes Bild zu erzeugen, in dem sowohl der Berg, der Himmel als auch die Wolken gut belichtet sind. Üblicherweise analysiert die Kamera die gesamte Szene, um einen Belichtungswert zu ermitteln, der sowohl die Highlights als auch die Schatten ins rechte Licht rückt. Diese Vielfalt an Helligkeiten kann auch den automatischen Weißabgleich ins Straucheln bringen.

Warum Kameras bei der Belichtung auf 18% Grau setzen

Wenn Kameras das einfallende Licht messen, arbeiten sie in der Regel mit einem Standardreferenzpunkt, und dieser Punkt ist oft als „18% Grau“ bekannt. Das bedeutet, dass Du im Grunde davon ausgehen kannst, dass das Hauptmotiv im Bild einen mittleren Grauton aufweist, was der Kamera als Anhaltspunkt für die Einstellung der optimalen Belichtung dient.

Aber in der vielfältigen Welt der Fotografie ist das nicht immer die Realität. Stell dir zum Beispiel die ikonische schwarze Katze in einem lichtarmen Keller vor oder eine strahlende Braut, die in einem makellos weißen Kleid leuchtet. Für die Kamera sind diese extremen Bedingungen ein Rätsel. Ohne das Wissen über die tatsächlichen Farben neigt sie dazu, eine Belichtung festzulegen, die zu diesem durchschnittlichen 18% Grauton neigt. 

Das kann in vielen Situationen zu unerwünschten Ergebnissen führen. Doch zum Glück sind moderne Kameras mit fortschrittlichen Features ausgestattet, darunter auch die Belichtungskorrektur. Mit dieser Funktion könnt ihr die von der Kamera vorgenommene Belichtungseinstellung anpassen und so sicherstellen, dass das Bild genau so aussieht, wie Du es dir vorstellst. Ein tieferes Verständnis dieser Funktion und wie man sie effektiv einsetzt, ist der Schlüssel zu herausragenden Fotografien, die in Erinnerung bleiben. Im nächsten Abschnitt werden wir uns ausführlicher mit diesem spannenden Thema beschäftigen.

Manuelle Belichtungskorrektur

Wenn ich meine Kamera in der Hand halte und versuche, die perfekte Aufnahme zu machen, ist mir immer bewusst, dass jeder dieser Messmodi eine clevere Funktion namens Belichtungskorrektur nutzen kann. Das Interessante ist: Auch wenn ich diese Funktion aktiviere, macht die Kamera ihre Messung wie gewohnt. Aber das Endresultat wird durch diesen Korrekturwert beeinflusst. Damit habe ich die Macht, manuell in die Belichtung einzugreifen, besonders wenn ich auf meiner kleinen Lichtwaage sehe, dass das Bild durchweg zu dunkel oder zu hell wirkt.

Beeindruckend, nicht wahr? Die meisten Kameras, die ich kenne, lassen Korrekturen von bis zu 3 Blendenstufen zu. Das bedeutet, dass ich das Licht im Bild verdoppeln oder halbieren kann, je nachdem, was ich benötige. Eine Einstellung von Null? Das ist der normale Zustand, ohne jegliche Korrektur.

Was ich wirklich liebe, ist die Kontrolle, die mir die Belichtungskorrektur gibt, um typische Kamera-Messfehler auszubügeln. Egal welchen Messmodus ich wähle, kann es sein, dass die Kamera bei bestimmten Szenen, wie einer weißen Taube in einem Schneesturm, nicht ganz richtig liegt. Ich habe gelernt, dass ich bei Schneeaufnahmen meistens einen Korrekturwert von +1 brauche, während dunklere Bilder manchmal eine negative Anpassung verlangen. Es ist diese Feinabstimmung, die den Unterschied macht!

Die Macht von RAW-Dateien: Fehlerkorrektur in der Belichtung

Wenn ich Fotos im RAW-Modus mache, gerade unter kniffligen Lichtbedingungen, habe ich oft festgestellt, dass eine leichte negative Belichtungskorrektur von etwa 0,3 bis 0,5 wirklich hilfreich sein kann. Damit minimiere ich das Risiko, Bereiche im Bild zu überbelichten. Das Schöne daran ist, dass ich trotzdem die Flexibilität habe, die Belichtung später in der Nachbearbeitung (Lightroom oder Photoshop) anzupassen, falls nötig. Dieser kleine Trick gibt mir ein bisschen mehr Spielraum und Kontrolle über das Endresultat, was besonders bei anspruchsvollen Lichtsituationen von Vorteil ist.

Zusammengefasst

Die Belichtungsmessung bestimmt, wie lange das Licht auf den Sensor fällt und wie intensiv dieses Licht ist. Da ich mich auf die Menschenfotografie spezialisiert habe, hat sich für mich die Spotmessung als besonders wertvoll erwiesen. Sie ermöglicht mir, die genaue Belichtung auf das Gesicht oder einen bestimmten Punkt der Person zu legen, um sicherzustellen, dass sie perfekt belichtet ist.

Wenn ich jedoch möchte, dass die Belichtung sich stärker auf die Bildmitte fokussiert, entscheide ich mich für die mittenbetonte Messung. Und obwohl die technischen Möglichkeiten unserer Kameras heutzutage beeindruckend sind, gibt es immer wieder Situationen, in denen ich auf mein Gefühl und meine Erfahrung setzen muss, vor allem wenn ich mit komplexen Lichtverhältnissen konfrontiert werde.

Am Ende des Tages bist Du es, der entscheidet, wie das Endresultat aussehen soll. Deine Kamera kann dir viele nützliche Hinweise geben, aber die endgültige Entscheidung liegt immer bei Dir.
Und jetzt schnapp dir deine Kamera, gehe raus um probiere es aus.

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